27.8.23 – 1.1.24

Etel Adnan & Simone Fattal

Voices without borders

Maschinenhaus M1 / M1 VideoSpace

Voices without borders ist ein intimer Dialog zwischen Etel Adnan (1925 in Beirut – 2021 in Paris) und Simone Fattal (* 1942 in Damaskus, lebt in Paris), zwei bedeutenden Stimmen der arabischen Welt. Die Ausstellung reflektiert die Multidisziplinarität im individuellen und gemeinsamen Œuvre der beiden Künstlerinnen und gibt Einblicke in das künstlerische und literarische Werk der Lebenspartnerinnen.

In Kooperation mit dem Lenbachhaus München und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ist im Hirmer Verlag eine umfassende Publikation zu Etel Adnan erschienen.

Kurator: Sébastien Delot 

Diskursprogramm

20.9., 19:00
Rundgang mit Mirjam Thomann (Künstlerin, Berlin) durch die Ausstellung

Feministische Räume sind Räume, die Verbindungen möglich machen und Verbundenheit aufzeigen. Mirjam Thomann beschäftigt sich in ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Praxis mit Räumen der Kunst (Atelier, Hochschule, Galerie, Museum) und ihren architektonischen, sozialen und institutionellen Bedingungen aus queer-feministischer Perspektive. Im Rundgang gibt sie einen subjektiven Einblick in Etel Adnans und Simone Fattals materiell-künstlerische Praxis und deren Bedeutung für zeitgenössische Künstler*innen und Kunstwissenschaftler*innen.

Mirjam Thomanns Interesse gilt der Reflexion und Überschreitung architektonischer, sozialer und institutioneller Ordnungen mit den Mitteln der Skulptur, Installation und mit Text. In ihren Arbeiten nimmt sie das Vorliegende als Anlass, als Raum und Terrain, das sie erweitert, ergänzt oder kommentiert. Diese Aktivierung des Vorliegenden verbindet sie mit Eigenschaften wie Wiederverwendbarkeit, Kombinierbarkeit und Beweglichkeit von Materialien und Einbauten.

Mirjam Thomann lebt in Berlin und studierte Bildende Kunst an der Kingston University of London und der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Ihre Ausstellung „3 Months Later“ (zusammen mit Nora Schultz) war 2022 in der Klosterruine Berlin zu sehen, die Einzelausstellung „Theory & Action“ wurde im gleichen Jahr in der Galerie Nagel Draxler, Köln gezeigt. Sie nahm zuletzt an Gruppenausstellungen im Kunstraum der Universität Lüneburg, der Galerie Krobath, Wien, bei After the Butcher, Berlin, und der North Coast Art Triennial teil. Sie erhielt Arbeitsstipendien der Akademie der Künste, Berlin, der Stiftung Kunstfond, Bonn, und war Artist in Residence des MAK Schindler Stipendienprogramms in Los Angeles. Sie ist Autorin von Texte zur Kunst und unterrichtet derzeit am Department für Kunst und Musik der Universität zu Köln.

In deutscher Sprache
Eintritt frei


22.11., 19:00
We became cosmic. Multidisciplinarity in the life and work of Etel Adnan & Simone Fattal
Podiumsgespräch mit Jina Khayyer (Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin, Paris) und Rasha Salti (Autorin, Kuratorin für Bildende Kunst und Film, Berlin), moderiert von Nanna Heidenreich (Medienkulturwissenschaftlerin und Kuratorin, Wien und Berlin)

Etel Adnan (1925 in Beirut – 2021 in Paris) war Dichterin, Malerin und Philosophin und ist eine wichtige Figur der arabischen Moderne. Simone Fattal (* 1942 in Damaskus, lebt in Paris) ist Künstlerin, Übersetzerin und Verlegerin und bewegt sich zeitlebens zwischen Malerei, Bildhauerei und Poesie.
Das Gespräch reflektiert analog zur Ausstellung Voices without borders die Multidisziplinarität im individuellen und gemeinsamen Œuvre der beiden Künstlerinnen und Lebenspartnerinnen. Im Werk der beiden zeigt sich ihre Komplizinnenschaft im politischen und künstlerischen Engagement, in dem sie mit Sinn für Radikalität und im Glauben an die Kraft der Worte wirken.
1982 gründete Simone Fattal den Verlag The Post-Apollo Press, um Etel Adnans Roman Sitt Marie Rose zu veröffentlichen, den diese 1978 als Reaktion auf die Schrecken des libanesischen Bürgerkriegs schrieb – heute ein Klassiker der Antikriegsliteratur. Mit dem Verlagstitel markierte Fattal das Weltraumzeitalter, das für beide von großer Bedeutung ist. Die Raumfahrt veränderte den Platz der Menschen im Universum: Adnan formulierte, dass die Raumfahrt, indem sie das Unmögliche möglich mache, eine große Stimulanz ihrer Vorstellungskraft sei. Sie mache bewusst, dass Unmöglichkeiten zerstört, Tabus gebrochen werden können: „Wir wurden alle kosmisch“.

Jina Khayyer ist Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin. Sie studierte Malerei am Bauhaus in Dessau und Journalismus an der Deutschen Journalistenschule in München. Seit den 1990er Jahren erscheinen Khayyers’ Texte in der Süddeutschen Zeitung, im Zeit Magazin, in der französischen Tageszeitung Libération, sowie in den Magazinen 032c, Purple, The Gentlewoman, Fantastic Man und Apartamento. In ihren Texten hinterfragt Khayyer Konzepte von Herkunft, Identität, Erbe und Geschlecht und stellt sich dabei der Frage, wie man nicht daran zerbricht? 2015 erschien ihr erstes Buch, ÄLTER ALS JESUS, Mein Leben Als Frau. 2021 wurde in Frankreich ihr erster Gedichtband NOT DARK YET, but it’s getting there veröffentlicht, 2023 folgte TEAR CATCHER.

Rasha Salti ist Autorin und Kuratorin in den Bereichen Kunst und Film. Aufgewachsen in Beirut, absolvierte sie ein Masterstudium in Liberal Studies an der Graduate Faculty der New York School for Social Research. Zu den von ihr kuratierten Projekten gehören die MoMA-Ausstellung Mapping Subjectivity: Experimentation in Arab Cinema from the 1960s until Now (2010–2012), co-kuratiert mit Jytte Jensen und Past Disquiet, co-kuratiert mit Kristine Khouri, gezeigt im MACBA – Museum of Contemporary Art of Barcelona (2015), dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin (2016), dem Museum of Solidarity Salvador Allende (MSSA) in Santiago (2018), dem Sursock Museum in Beirut (2018) und dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MoCAA) in Cape Town (2023). Saltis forschungsorientierte Essays verbinden Kulturgeschichte mit der Welt des Films und sind erschienen in Publikationen von AfterallThe London Review of BooksThird Text und Naqd. Seit 2017 ist sie Redakteurin für das experimentelle Dokumentarfilmprogramm La Lucarne bei Arte France.

Nanna Heidenreich (Dr. phil.) ist Medienkulturwissenschaftlerin & Kuratorin für Film/Video/Theorie/Interventionen. Seit Oktober 2020 ist sie Professorin für Transkulturelle Studien an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Als Kuratorin hat sie u.a. für das Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin, für Forum Expanded bei der Berlinale und für die Akademie der Künste der Welt (AdKdW )in Köln gearbeitet. Sie hat zahlreiche Publikationen v.a. im Bereich kritische Migrationsforschung, visuelle Kultur, postkoloniale Theorie, Politik/Kunst/Kino, anderes Kino (feministisch, queer, experimentell) veröffentlicht. Zuletzt u.a. Spektakel und Möglichkeitsraum. Kunst und der lange Sommer der Migration (2022, open access). Sie lebt in Berlin und in Wien.

In englischer Sprache
Eintritt frei


25.11., 14:00
Kuratorenführung mit Sébastien Delot
In englischer Sprache
Eintritt frei
Anmeldung hier


Die kleine feine Ausstellung „Voices without borders“ zeigt den Kosmos der beiden Künstlerinnen, Intellektuellen und Weltbürgerinnen. (...) Im Werk beider Künstlerinnen ist der Klang der Welt zu spüren, die Sprache des Planeten. 
Simone Reber, Deutschlandfunk Kultur, 28.8.23

Die Künstler, die sich als Zeugen ihrer libanesischen und syrischen Wurzeln, des Krieges, der Kolonisierung und der Vertreibung positionieren, stellen die Idee der Stabilität selbst provokativ in Frage. Anstatt die Erzählung durch Dokumentation oder Erinnerung zu verfestigen, schaffen und zerstören Adnan und Fattal Formen, verschleiern und enthüllen Identitäten, Gesten und Geschichten.
[The artists, positioning themselves as witnesses to their Lebanese and Syrian roots, to war, to colonisation, to displacement, provocatively challenge the very idea of stability. Rather than solidify narrative via documentation or memory, Adnan and Fattal make and eradicate form, obscure and reveal identities, gestures and histories.]
Jasmine Reimer, artreview.com, 16.10.23

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat die Kunstwelt polarisiert. Während die Institutionen weitgehend schweigen, haben sich Künstler*innen öffentlich dazu geäußert. In diesen schwierigen Zeiten kommt der Ausstellung (...) eine noch größere Bedeutung zu.
[The conflict between Israel and Hamas has polarised the art world. While institutions have largely remained silent, artists have made public declarations. In these challenging times, the exhibition (...) takes on even greater significance.]
Ayca Okay, stirworld.com, 30.10.23